Portfolioverkauf von Investmentimmobilien
Sowohl bei Privat- als auch bei professionellen Investoren stehen ab und zu größere Immobilienbestände zum Verkauf, die zum Teil im Laufe von Jahrzehnten aufgebaut wurden. Beim Verkauf eines derartigen Portfolios stellen sich unterschiedliche Herausforderungen.
Inhalt:
1. Portfoliokonstellationen
2. Häufiger Wunsch: Verkauf an einen Investor
3. Investoren haben ihr Ankaufsprofil
4. Lösungsansätze für inhomogene Portfolios
1. Portfoliokonstellationen
Häufig sind die Portfoliokonstellationen nicht homogen, sondern z.B. hinsichtlich folgender Faktoren inhomogen:
- Objekte mit geringen und hohen Investitionsvolumina
- Objekte mit unterschiedlichen Nutzungsarten
- Objekte in unterschiedlichen Erhaltungszuständen
- Objekte an unterschiedlichen Standorten
- Objekte in unterschiedlichen Lagequalitäten
- Objekte mit unterschiedlichen Mieterzielgruppen
2. Häufiger Wunsch: Verkauf an einen Investor
Viele Portfolioeigentümer machen die Vorgabe bzw. äußern den Wunsch, ihr Portfolio nur an einen Investor verkaufen zu wollen, da man damit einen schlanken Verkaufsprozess und häufig auch einen besseren Verkaufserlös in Verbindung bringt.
Bei homogenen Portfolios dürfte dies recht unproblematisch sein, bei inhomogenen Portfolios ist jedoch ein tieferer Einblick in die Ankaufsprofile der Investoren erforderlich.
3. Investoren haben ihr Ankaufsprofil
Zunächst einmal muss realistisch geprüft werden, ob überhaupt (genügend) Investoren existieren, wenn ein inhomogenes Portfolio nur geschlossen zum Verkauf stehen soll. Je nach Grad der Inhomogenität sind die Chancen dafür höher oder niedriger.
Bei der Analyse eines inhomogenen Portfolios ist deshalb hilfreich, zunächst die Sichtweisen der Investoren in den Vordergrund zu stellen.
In Anlehnung an die in Abschnitt 1. aufgeführten Punkte lässt sich festhalten:
- Viele Investoren kaufen Investmentimmobilien erst ab einem gewissen Investitionsvolumen. Bei Portfolios werden die Untergrenzen für einzelne Objekte häufig etwas weicher gefasst, jedoch meist nur dann, wenn sich am Standort auch noch andere Portfolioobjekte oder bereits andere Bestände im Investoreneigentum befinden.
- Viele Investoren haben primär bestimmte Nutzungsarten im Fokus. So scheiden für wohnwirtschaftlich orientierte Investoren aufgrund der Risikostruktur größere Gewerbeanteile im Portfolio meist aus. Umgekehrt kommt es ebenso vor, dass gewerblich orientierte Investoren aufgrund der geringeren Renditeperspektiven nicht an größeren Wohnanteilen interessiert sind.
- Investoren, die an vollvermieteten Investmentimmobilien in einem sehr guten Erhaltungszustand interessiert sind, sind nicht unbedingt auch die passenden Käufer für modernisierungs- oder sanierungsbedürftige Objekte mit hohen Leerständen.
- Es gibt regional und überregional tätige Investoren. Manche investieren nur in größeren Städten ab einer gewissen Einwohnerzahl (ggf. incl. der „Speckgürtel“) oder in Metropolregionen. Je unterschiedlicher der Mix des Portfolios in dieser Hinsicht ist und wenn sich darunter auch noch ländlich geprägte Standorte finden, umso schwieriger wird es, einen Investor für alles zu begeistern.
- Auch wenn sich die Immobilien des Portfolios in einer Stadt befinden, können unterschiedliche Lagequalitäten ein Problem für einen Investor darstellen. Einige Investoren sind ausschließlich an guten und sehr guten Lagen interessiert und akzeptieren im Gegenzug für die höhere Sicherheit eine geringere Mietrendite. Andere Investoren zielen auf hohe Mietrenditen ab und sind somit auf einfache und mittlere Lagen fokussiert.
- Durch die unterschiedlichen Lagequalitäten können sich auch mieterseits unterschiedliche Zielgruppen ergeben. Dies ist z.B. der Fall, wenn sich im Portfolio frei finanzierte und öffentliche geförderte Mehrfamilienhäuser oder Wohnanlagen befinden. Ein anderes Beispiel lässt sich im Einzelhandelssektor anführen, wo hochwertige Citylagen i.d.R. einen anderen Mieterbesatz ermöglichen als Peripherielagen.
4. Lösungsansätze für inhomogene Portfolios
Man mag geneigt sein, einem Investor zu empfehlen, auch ungeliebte oder nicht passende Portfoliobestandteile mit zu erwerben, um sie danach dann selbst an einen anderen Investor weiter zu verkaufen.
Dies mag im Einzelfall auch funktionieren, bedeutet aber meist, dass für diese Portfoliobestandteile deutliche Abschläge beim Kaufpreis (Aufwand, Risiken, Transaktionskosten) hingenommen werden müssen.
Empfehlenswert erscheint vielmehr, das Portfolio von Anfang an exakt hinsichtlich möglicher Investorenzielgruppen zu analysieren und damit die Weichen für die Vermarktung richtig zu stellen.
Kommt man zum Ergebnis, dass sich das Gesamtportfolio mangels Existenz mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an einen Investor verkaufen lässt, sollte man nicht im Zeitablauf auf den Zufall hoffen, sondern die Vermarktung direkt flexibel Richtung mehrerer Investoren handhaben.
Dies kann je nach Konstellation und Anzahl der Objekte bedeuten:
- Bildung mehrerer Teilportfolios
- Bildung mehrerer Teilportfolios + Einzelverkauf
- Bildung eines Teilportfolios + Einzelverkauf
- Einzelverkauf
Um auch die gesamte Verkaufsaufbereitung hinsichtlich vorgenannter Konstellationen zu flexibilisieren, empfiehlt sich für inhomogene Portfolios kein Portfolio-Verkaufsexposé, sondern ein objektweises Vorgehen.
Der vermeintliche Mehraufwand liegt allerdings weniger in der Verkaufsvor- und -aufbereitung, sondern darin, dass man mit mehreren Investoren zu tun hat und mehrfache Verhandlungen und Abwicklungen anfallen.
Das Setzen und Warten auf einen Investor kann zu einer deutlich längeren Vermarktungszeit, einer Nichtvermarktung oder zu herben Abschlägen bei Kaufpreisen führen, was aus unserer Sicht viel kritischer als ein Mehraufwand ist.